Künstliche Intelligenz, digitales Marketing und Datenmanagement: Situation und Perspektiven für Schweizer Tourismusorganisationen

Ergebnisse einer im Januar 2024 durchgeführten Online-Umfrage

Kontext der Studie

Im Januar 2024 führte das Institut für Tourismus (ITO) der HES-SO Valais-Wallis eine umfassende Online-Umfrage durch, die sechste in seiner Reihe seit 2015, und untersuchte die digitalen Praktiken und Strategien von Schweizer Tourismusorganisationen (OT).

Die Studie bewertet die sich entwickelnden digitalen Marketingtrends, einschließlich der verstärkten Nutzung sozialer Medien, der strategischen Datenverwaltung und -analyse sowie der Integration künstlicher Intelligenz (KI) in Tourismusabläufe.

94 Organisationen haben an der Umfrage teilgenommen; sie bietet einen detaillierten Überblick über die aktuellen Innovationen und Herausforderungen der Schweizer Tourismusbranche.

 

 

Nutzung sozialer Netzwerke

Die Analyse der Social-Media-Nutzung durch Schweizer Tourismusorganisationen im Jahr 2023 deckt signifikante Trends auf. Instagram wird universell eingesetzt (100 % der befragten Organisationen nutzen die Plattform), was seine zentrale Rolle im visuellen Marketing hervorhebt. Facebook behält eine dominante Stellung bei (98 % Nutzung), während LinkedIn ein deutliches Wachstum auf 74 % verzeichnet, was das gesteigerte Interesse an professioneller Vernetzung widerspiegelt. Demgegenüber stehen YouTube und TripAdvisor, deren Nutzung rückläufig ist, möglicherweise bedingt durch strategische Anpassungen im Content-Marketing oder im Management von Online-Bewertungen. TikTok zeigt ein rapides Wachstum und erweist sich als besonders attraktiv für eine jüngere Zielgruppe.

 

Die Ziele im Social-Media-Marketing tendieren verstärkt zu Plattformen, die sich durch die Präsentation visueller Inhalte und präzises Targeting auszeichnen. Während die Steigerung des Ansehens und das Engagement der Marke weiterhin zentral sind, wächst das Interesse an der Bewerbung von Produkten und Dienstleistungen. Es wird besonders Wert auf die Erhöhung des Website-Traffics gelegt. Gleichzeitig nimmt die Bedeutung von Kundenfeedback und -service über soziale Medien ab, was auf eine Neuausrichtung der Marketingstrategien in Reaktion auf die Evolution der Kundenerwartungen und der Serviceansätze schließen lässt.

Zusammengefasst passen Schweizer Tourismusorganisationen ihre Social-Media-Strategien fortlaufend an, um in der dynamischen digitalen Welt weiterhin relevant und wirksam zu agieren. Sie setzen verstärkt auf Targeting- und Sichtbarkeitsinstrumente, um gezielt potenzielle Touristen anzusprechen und dabei effektiv den Herausforderungen zu begegnen, die sich aus den wechselnden Gegebenheiten der sozialen Plattformen ergeben.

 

 

Nutzung von Daten

Die Umfrageergebnisse unterstreichen ein zunehmendes Bewusstsein für die Relevanz von Datenmanagement: 22 % der Tourismusorganisationen haben bereits eine Datenstrategie implementiert, während weitere 31 % die Entwicklung einer solchen in Aussicht stellen. Die Motivation zur Datensammlung wird maßgeblich durch die Notwendigkeit des Marketings und der Personalisierung des Kundenerlebnisses (89 %) sowie durch den Bedarf, Daten als Quellen für Wissen und Monitoring zu nutzen (83 % bzw. 78 %), geprägt. Dies betont die Dringlichkeit, in entsprechende Kompetenzen und Werkzeuge für eine effiziente Datenauswertung zu investieren.

Obwohl die strategische Wichtigkeit von Daten zunehmend anerkannt wird, bleiben operative und regulatorische Schwierigkeiten bestehen. Vor allem der Mangel an personellen und finanziellen Ressourcen (83 %), Kosten für die Nutzer (57 %) und fehlendes technisches Know-how (56 %) bilden die größten Barrieren.

 

Einsatz künstlicher Intelligenz (KI) durch OTs

Die Integration von Künstlicher Intelligenz (KI) in Schweizer Tourismusorganisationen befindet sich noch in einem frühen Stadium. Eine Mehrheit der Organisationen (56 %) hat erst seit einem Jahr oder kürzer KI-Technologien im Einsatz, während 12 % die Einführung in naher Zukunft planen. Ein Viertel der Organisationen hat KI bisher nicht genutzt, möglicherweise aufgrund von Ressourcenbegrenzungen oder einem Mangel an Verständnis für die Technologie.

Bezüglich der genutzten KI-Technologien dominieren Übersetzungs- (70 %) und Texterstellungstools (78 %), was die Notwendigkeit einer mehrsprachigen Kommunikation und der Erstellung zielgerichteter Marketinginhalte unterstreicht. Zudem sind ChatBots und personalisierte Kundenservices weit verbreitet. Die Zurückhaltung bei der Adaption von KI für Personalplanung, Virtual-/Augmented-Reality und Echtzeit-Umsatzmanagement könnte technischen Herausforderungen und dem Bedarf an spezifischen Kenntnissen geschuldet sein.

Die anerkannten Vorteile von KI umfassen Zeitersparnis (92 %), gesteigerte operationelle Effizienz (90 %) sowie verbesserte Kommunikation und Marketingstrategien (61 %), wobei nahezu die Hälfte der Befragten auch eine Reduzierung der Kosten hervorhebt.

Als größte Hürden für eine erfolgreiche KI-Integration gelten der Mangel an internen technischen Fähigkeiten (56 %) und an qualitativ hochwertigen Daten (46 %). Technische Komplexität, die Eingliederung in existierende Prozesse und Datenschutzbedenken werden ebenfalls als signifikant angesehen.

Anwendungsbereiche: Tourismusorganisationen erkennen in KI ein wertvolles Werkzeug für Marketing, die Optimierung von Betriebsabläufen und die Personalisierung des Kundenerlebnisses. Dies verdeutlicht, dass KI als Schlüssel zur Überwindung einiger gegenwärtiger betrieblicher Schwierigkeiten betrachtet wird.

 

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Einführung von KI im Schweizer Tourismus zwar noch in den Kinderschuhen steckt, das Potenzial für Effizienz- und Kommunikationsverbesserungen aber zunehmend erkannt wird. Die Tourismusorganisationen stehen jedoch vor grossen internen Herausforderungen, um die Vorteile der KI voll auszuschöpfen. Dazu gehören Investitionen in Schulungen, die Verbesserung der Datenqualität und ein besseres Verständnis der Technologie.

 

>> Die vollständige Studie ist hier verfügbar

 

Bildquelle: Freepick