Wahrnehmungen und Entwicklungen von Skischulaktivitäten - Umfrage in Frankreich

Im Auftrag des französischen Skilehrerverbands SNMSF (Syndicat national des moniteurs de ski français) führte die Agentur G2A Consulting eine Umfrage durch, in der die Wahrnehmung der Aktivitäten der französischen Skischule (ESF) untersucht wurde. Die Ergebnisse heben die Schlüsselrolle des Skilehrers sowohl für das Image als auch für die wirtschaftliche Aktivität eines Bergortes hervor. Sowohl die Skilehrerinnen als auch die Gäste sind der Meinung, dass sich der Beruf des Skilehrers weiter verändern wird. Insbesondere weil neue Kundenbedürfnisse entstehen und der Klimawandel dazu führt, dass die Bedingungen für die Ausübung sportlicher Aktivitäten in den Bergen überdacht werden müssen.

 

Methodologie der Umfrage

Im Rahmen dieser breit angelegten nationalen Umfrage wurden 9'755 Antworten gesammelt, davon 8'589 Kunden und 1'166 Skilehrer/innen während den beiden Saisons 2019-2020 und 2020-2021. G2A Consulting aktivierte zudem ein repräsentatives Panel von 1'088 Franzosen, von denen 566 bereits einen Aufenthalt in einem Bergresort absolviert hatten.

Profil, Wahrnehmungen und Beobachtungen der "roten Pullover".

Die Mehrheit der Befragten war männlich (65 %). Das Durchschnittsalter des ESF-Lehrers liegt bei 48 Jahren. Er lebt in einer Partnerschaft (71 %) und hat Kinder (40 %).

ESF-Skilehrer definieren sich in erster Linie als Sportpädagogen (66 %). Der Aspekt der Beziehungen und die Tatsache, dass man seine Leidenschaft teilen kann, sind zwei besonders positive Elemente des Berufs.

Die Hälfte sieht sich als Referenten für die Berge und 40 % als Animateure und Botschafter des Urlaubsortes.

 

Ihr Kerngeschäft besteht vor allem darin, die Sicherheit der Gäste zu gewährleisten (97 %). Innovation in Bezug auf Lerntechniken und Service ist für 91 % ebenfalls ein wesentlicher Bestandteil des Berufs. Fast ebenso wichtig ist die Sensibilisierung für den Bergraum. 90 % der befragten Skilehrer sind der Ansicht, dass sie einen grossen Beitrag zum Verständnis der Bergwelt leisten.

Die grosse Mehrheit sieht sich als unumgänglichen Akteur in den Bergen, der an der wirtschaftlichen Aktivität des Ferienortes teilnimmt und dazu beiträgt, wirtschaftliche Auswirkungen zu generieren.

 

Die Sicht ihrer Kunden

Ihrer Meinung nach wollen die Kunden einer Skischule vor allem Spass haben und eine gute Zeit verbringen, auch wenn das Hauptziel weiterhin darin besteht, zu lernen und Fortschritte zu machen. Die Kunden achten auf die pädagogischen Fähigkeiten des Skilehrers. Sie legen grossen Wert auf die Anzahl der Personen pro Kurs und bevorzugen Unterricht in kleineren Gruppen oder in privater Atmosphäre. Die Kunden sind auch zunehmend offen für Paketangebote (Skipass + Unterricht + Skiverleih) und verlangen nach individuelleren Dienstleistungen. Dennoch bleiben ihre Kunden nach Aussage der Fachleute sehr sensibel für das Preis-Leistungs-Verhältnis.

 

Zukunftsvisionen für ihren Beruf

83 % der Skilehrer beabsichtigen, ihre Tätigkeit in den nächsten drei Jahren fortzusetzen. Ein Anteil von 17 % plant, vor allem aufgrund einer Pensionierung aufzuhören. Mehr als ein Viertel der Befragten (27 %) ist derzeit 60 Jahre und älter.

Ihr Beruf wird sich insbesondere aufgrund der globalen Erwärmung verändern. Die Skilehrer sehen im Winter Probleme mit der Schneelage und eine Verkürzung der Jahreszeiten, was unweigerlich zur Entwicklung einer beruflichen Tätigkeit während vier Jahreszeiten führt. Im Sommer würde die Entwicklung neuer Indoor- und Outdoor-Sportaktivitäten eine Anpassung an das Wetter ermöglichen.

Skilehrer sind der Meinung, dass neue Aktivitäten auch durch die Nachfrage der Kunden entstehen werden, die immer mehr dazu neigen, ihre Aktivitäten während des Aufenthalts zu diversifizieren. Sie stellen sich die Entwicklung von multidisziplinären sportlichen und nicht-sportlichen Angeboten vor, die sich beispielsweise auf die Entdeckung der Berge und ihres Ökosystems konzentrieren. Skibergsteigen, Schneeschuhwandern, Nachtkurse und einfache Entdeckungsspaziergänge könnten für die Gäste interessant sein.

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Die Skilehrer sind übrigens von dieser Veränderung begeistert. 42 % der Skilehrer würden sich mehr Fortbildungen zu verschiedenen Themen wünschen.

Die Hälfte glaubt, dass es immer noch genauso viele Kunden in der Skischule geben wird. Ein Drittel ist pessimistischer und glaubt umgekehrt, dass die Anzahl Kunden abnehmen wird.

 

Aus der Sicht der Kunden

Die Kunden der ESF sind treuer und bleiben länger in den Bergen. Mehr als die Hälfte gibt an, in den letzten fünf Jahren fünfmal oder öfter im Skigebiet gewesen zu sein, gegenüber 29 % im Panel. Die ESF-Kunden haben auch eine höhere Treue zu einer Station (71 %) im Vergleich zu den anderen Kunden des Panels (55 %). Mit 5,1 Nächten (im Vergleich zu 4 Nächten im französischen Panel) ist die Aufenthaltsdauer zudem länger.

Unabhängig davon, ob sie eine ESF-Schule besuchen oder nicht, kommen die Gäste in erster Linie in die Berge, um von den Wintersportarten und vom Schnee zu profitieren, aber auch wegen der Berglandschaft und der Erholung. Die meisten ESF-Kunden sind jedoch nach wie vor Wintersportler. Zwei Drittel der Kunden kommen nur im Winter, und ein Viertel besucht den Skiort sowohl in der Winter- als auch in der Sommersaison.

Für 42 % der ESF-Kunden bestimmt der Preis in erster Linie die Wahl des Skiortes. Die Entfernung und die Landschaft gehören zu den weiteren ausschlaggebenden Kriterien.

 

Praxis und Erwartungen der Kunden

Der alpine Skisport ist nach wie vor die beliebteste Aktivität. Die Schüler nehmen die Fähigkeiten eines Skilehrers vor allem in Anspruch, um Fortschritte zu machen, sich sicher zu fühlen und selbstständig zu werden. Für die Kunden zählen jedoch Professionalität, Pädagogik und Freundlichkeit.

Kleine und persönliche Kurse sind Formate, die bei den Kunden besser ankommen. Diese fordern auch mehr Flexibilität, vor allem in Bezug auf Zeitpläne und Buchungen.

Die Befragten sind offen dafür, neue Aktivitäten neben dem Skifahren auszuprobieren. In dieser Hinsicht könnten Multi-Aktivitäten-Kurse ein interessantes Angebot sein.

Im Zusammenhang mit dem Klimawandel und Fragen der Kaufkraft wird ein Teil der Befragten in den nächsten Jahren weniger Ski fahren. 21 % glauben, dass sie weniger Ski fahren werden. 15 % geben finanzielle Zwänge an.

Fast drei Viertel (71 %) der ESF-Kunden würden auch dann noch in die Berge kommen, wenn es kein Skifahren mehr gäbe. Sie würden andere Aktivitäten geniessen, wie z. B. Wandern (92 %). Diejenigen, die gerne Ski fahren, würden in höher gelegene Skigebiete ausweichen (66 %), während andere die Zwischensaison bevorzugen würden.

 

Schlussfolgerung

Die Umfrage zeigt, dass es keine grossen Unterschiede zwischen der Wahrnehmung der Skilehrer und der ihrer Kunden gibt. Die Studie verdeutlicht den wirtschaftlichen Mehrwert, den die ESF für einen Skiort darstellen, da die Kunden offenbar treuer sind und länger bleiben. Um die Attraktivität der ESF zu erhalten, sind flexiblere und individuellere Angebote für kleine Gruppen, bei denen man die Berge und andere Aktivitäten kennenlernt, ein Weg, den es zu erkunden gilt. Die Kunden sind bereit, sich anzupassen, um weiterhin von den Bergen profitieren zu können. Die Skilehrer sind ihrerseits bereit, dass sich ihr Beruf verändert und vielfältiger wird. Es bleibt abzuwarten, auf welche Weise der Preis, der für den Aufenthalt ausschlaggebend ist, die Wahl der Aktivitäten beeinflussen wird. Das Bedürfnis nach Erholung und die einzigartige Atmosphäre einer Bergstation werden vielleicht den Ausschlag geben.

 

Quelle :

Enquête SNMSF. Regards croisés sur la profession. Magazine Montagne Leaders n°290, Mai-Juin 2022, p.72-79

Bildquelle: ©esf

 

 

Werden in der Schweiz die gleichen Erkenntnisse gewonnen wie in Frankreich?  

"Ich denke, es gibt viele Parallelen zwischen der Situation in Frankreich und der Schweiz  

Ich kann noch hinzufügen, dass die Anstellungsdauer bei einem bestimmten Profil von Schneesportleiter immer kürzer wird. Da die Ausbildung relativ zeitaufwändig ist, die Arbeitsphasen aber nur noch ein paar Wochen oder Monate dauern, brechen viele Lernende ihre Ausbildung nach dem Grundlagenaufbau ab. Gleichzeitig beobachten wir aber auch sehr motivierte Schneesportleiter, welche die höchste Stufe der Ausbildung anstreben, um ihre Erfahrungen zu vervollständigen.  

Für die Skischulen ist es generell schwierig, Schneesportlehrer ausserhalb der Ferienzeiten der Universitäten zu finden." 

 

Das Profil der Skilehrer ist also eher jung? 

"Ja, sie fangen ziemlich jung an, so mit 18-19 Jahren. Mit 24-25 Jahren, wenn sie ihr Studium und ihre Ausbildung zum Schneesportlehrer beendet haben, hören sie leider auch mit der Tätigkeit auf. Mit anderen Worten: Sie streben keine Karriere als Schneesportlehrer an. Hier spielt zwangsläufig die Tatsache der Saisonalität eine Rolle, denn die Tätigkeit kann nur während den Wintermonaten ausgeübt werden. In den grossen Disziplinen, wie dem Skifahren, ist es leichter die Leiter zu halten. Es gibt mehr Arbeitsmöglichkeiten als bei Disziplinen wie Snowboarden oder dem Langlauf. Hier ist es fast unmöglich, die Angestellten zu behalten. Für diese Leute ist die Arbeit als Schneesportleiter ein Nebenjob. Natürlich gibt es in den grossen Wintersportgebieten auch einige Skilehrer, die das noch hauptberuflich machen und ihren Lebensunterhalt damit verdienen". 

  

Verändert sich der Beruf?   

"Nach den Einschränkungen durch den Covid wurde vielen die Notwendigkeit der Diversifikation bewusst. Die Skilehrer bilden sich in mehreren Disziplinen (wie Langlauf) und für mehrere Zielgruppen (z. B. Kinder und Erwachsene) aus. Das ist eine gute Entwicklung, die in Zukunft unbedingt beibehalten werden sollte. 

Diese Tatsache führt auch dazu, dass wir bei Swiss Snowsports unsere Strategie überdenken und ganzjährige Ausbildungen vorantreiben möchten. Im Sommer könnten Mountainbike-Kurse mit Ausbildung zum Mountainbike-Lehrer angeboten werden. Wir haben dafür Synergien mit Swiss Cycling gefunden.  

Eine Jahresanstellung gibt dem Skilehrer die Möglichkeit, sich zu etablieren und einer Skischule oder sogar der Destination treu zu bleiben. Auch für den Gast wird ein echter Mehrwert geschaffen, wenn er einen einzigen Ansprechpartner für seine gesamte Aktivitätenwoche hat.  

Wer sich so seinen Lebensunterhalt verdienen kann ist motiviert, neue Disziplinen zu erlernen, um sich zu diversifizieren. Sie sehen, dass es sich lohnt. 

Es braucht also eine solide Grundausbildung und verschiedene Weiterbildungsmöglichkeiten im Einklang mit den Jahreszeiten. " 

 

Nehmen Sie andere Trends wahr? 

"Kunden wünschen sich zunehmend Aktivitätspakete. Sie wollen nicht nur Skifahren, sondern z. B. auch Schlittschuhlaufen, Schneeschuh- oder Winterwandern. Es wird auch mehr Flexibilität verlangt. Es geht doch allen so, wir organisieren das Freizeitprogramm in letzter Minute: Am Donnerstagabend schauen wir, was wir aufgrund des Wetters und der Angebote buchen können. Diese Tendenz verlangt viel Flexibilität von den Schneesportlehrern". 

    

Ist in diesem Beruf ein Arbeitskräftemangel zu beobachten? 

"Es gibt gerade genug Leiter, aber in Spitzenzeiten kommt es leider immer wieder zu Engpässen. Die Direktorinnen und Direktoren sind für diesen Winter aber ziemlich zuversichtlich. Die grösste Herausforderung ist nicht so sehr, Schneesportleiter zu finden, sondern sie unterzubringen. Es gibt ein grosses Problem bei der Beherbergung von Saisonarbeitern. Der finanzielle Druck ist in dieser Hinsicht hoch: Es ist schwierig jemandem zu sagen, dass er für 32 CHF pro Stunde arbeiten kommen soll, wenn er 2.500 CHF für die Unterkunft bezahlt." 

 

Was ist Ihre nächste Herausforderung? 

"Aus unserer Sicht müssen die Kurse kurz, effizient und nicht zu teuer sein, um den Erwartungen der neuen Lernenden gerecht zu werden. Die Qualität muss aber unbedingt beibehalten werden. ".