Kulturerbe und Museen: Digitalisierung um jeden Preis

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Trends in Kürze

Zwischen der Digitalisierung einer Sammlung, den erweiterten Erfahrungen während der Ausstellungen und dem Erreichen neuer Zielgruppen über die Netzwerke ist die Öffnung zu digitalen Konzepten für Museen jeglicher Art entscheidend. Ein Artikel in der Zeitung  Le Temps warnt jedoch davor, keine unnötigen Erfahrungen zu machen. Die Präsentation einiger Beispiele aus dem Internet  beweist, dass die Digitalisierung der Museen und der Kulturorte heute eine «ernstzunehmende» Tendenz darstellt.

  • Museen in Konkurrenz mit der Freizeitgesellschaft?

Für einige Fachleute des Kulturmarketings steht die Freizeitgesellschaft heutzutage in einer direkten Konkurrenz mit den Museen. Mit dem Auftauchen einer immer stärker vernetzten und an den Bildschirmen omnipräsenten Zielgruppe scheint der spielerische Ansatz unabwendbar geworden zu sein. Die kulturelle Vermittlung befindet sich oft im Zentrum dieser Herausforderung.

  • Museumsentstaubung dank digitaler Technologie

Ein Leitmotiv taucht immer wieder auf: Die guten alten Museen von Grossvater zu entstauben, um sie den Jüngsten mit Hilfe von interaktiven Infosäulen, Audioguides und 3D Animationen zugänglich zu machen. In Frankreich zum Beispiel wurde der Tourismus des kulturellen Erbes in diesem Sinn modernisiert, um das touristische Angebot zu verbessern. Ein Museum in Rouen hat einen Wettbewerb auf Instagram lanciert, der sich an die jungen Selfie-Fans wendet, um seinen Kunstausstellungen eine neue Dynamik zu verleihen und um mehr Leute anzuziehen. Das Museum für Kommunikation in der Schweiz wurde vollständig renoviert und erfreut sich bei Kindern und Familien grosser Beliebtheit. Die modisch konzipierten digitalen Einrichtungen tragen Einiges zu diesem Erfolg bei.

  • Erweiterte Realität in allen Ausstattungen

BBC hat eine Applikation mit erweiterter Realität lanciert, mit der die Besucher historische Objekte der britischen Museen erforschen und die grossen Zivilisationen über eine virtuelle Ausstellungsserie entdecken können. Immer noch im Vereinigten Königreich: Ein Konsortium von 13 englischen historischen Städten wird eine Million Pfund investieren, um eine Applikation mit erweiterter Realität zu entwickeln, die ihr Kulturerbe ins Szene setzen wird. Das Ziel: Verbesserte Sichtbarkeit auf den internationalen Märkten, vor allem bei den nordamerikanischen Kunden, die Historisches lieben. Epson hat mehrere Museen und touristische Orte, die auf der Suche nach bereicherten und immersiven Erlebnissen für die Besucher sind, von dem Einsatz seiner „Augmented Reality“-Brillen überzeugt. Rund zwanzig Projekte wurden bereits weltweit realisiert. Im Tessin schlägt der parc archéologique de Tremona-Castello seit vergangenem Sommer einen Besuch der mittelalterlichen Burgruinen mittels einer 3D Brille vor. Es handle sich dabei um eine Premiere in der Schweiz, versicherte das Tourismusbüro von Mendrisio zu Beginn des Projekts. «Wir wollten Emotionen schaffen, um die Besucher anzuziehen», präzisieren die Projektgestalter.

  • Werbung mit einem virtuellen Museum

Seit dem 14. März 2018 ist das National Museum Scotland das erste Museum oder Galerie in Schottland, die sich über Google Arts & Culture virtuell besuchen lässt. Die digitale Technologie und die Partnerschaft des Museums mit Google Arts & Culture erlauben Besuchern aus der ganzen Welt, das Museum und seine Sammlungen virtuell zu entdecken, freut sich der Museums-Verantwortliche für digitale Medien. Dabei soll die Bekanntheit des Museums verbessert werden. Dieser Markt scheint vielversprechend zu sein, denn die Chinesen haben sich dafür entschieden, sich an diesem Markt zu beteiligen. Baid Baike, die Online-Enzyklopädie der Suchmaschine Baidu, verfolgt Pläne, bei mehr als 400 spanischen Museen beim Sprung ins Digitale behilflich zu sein, um den «chinesischen Besuchern» und der ganzen Welt Online-Zugang zu den Museums-Sammlungen zu ermöglichen. Der chinesische Konkurrent von Google befindet sich damit bereits mitten im «Revier» der Plattform Google Art & Culture.

Video der Präsentation des virtuellen Museumbesuchs auf  Google Art& Culture.

 Museum Googleart

National Museums Scotland : Virtueller Besuch des Museums verfügbar auf Google Art & Culture.

 

  • Digitales Ticketing

Die Digitalisierung des Museums-Alltags bedeutet auch, seine traditionellen Führungstools zu modernisieren, indem man beispielsweise ein innovatives digitales Ticketing anbietet. Auch der digitale Museums-Pass ermöglicht freien und unbeschränkten Zugang zu 320 Museen, Parks und Gärten im Elsass, aber auch in Deutschland und in der Schweiz. Mit 45'000 Abonnenten im Jahr 2015, illustriert dieser Passe -Port den möglichen Fortschritt mit einem digitalen Tool: Nebst einer digitalen Lösung ermöglicht er den Ausbau der touristischen Frequentierung eines Gebiets und dient sogar zur Förderung neuer touristischer Routen.


Titel foto von: Robertson G. Adams