Von Verwirrspielen und Annäherungsversuchen

Airbnb ReservationEnLigne

Synthese vom 3. bis zum 15. August 2016

Das Airbnb-Hotel, das als „Haus des Teilens“ auftritt

Airbnb träumt davon, gewisse Verdächtigungen aus der Welt zu räumen. Das Portal für die Direktvermietung von Wohnraum unter Privaten wehrt sich dagegen, seiner ursprünglich sozialen Unternehmensphilosophie untreu geworden zu sein – auf der übrigens sein Erfolg beruht. Das kalifornische Unternehmen wird insbesondere bezichtigt, eine schleichende Gentrifizierung der Stadtzentren zu bewirken. Jetzt versucht es solchen Unterstellungen entgegenzuwirken, indem es in Japan in einem von Landflucht und Überalterung bedrohten Gebiet im Hinterland von Osaka investiert. Im „Yoshino Cedar House“ will Airbnb mit Unterstützung des Architekturbüros Go Hasegawa aus Tokyo einen „Raum der Begegnung“, eine Art Gemeinschaftszentrum für Touristen und Einheimische schaffen. Das neue Zentrum wird unter anderem auch das dürftige Hotelangebot in der Provinz ergänzen. In erster Linie ist es jedoch Ausdruck eines völlig neuen Denkansatzes seitens der ebenfalls ganz neuen Innovationsabteilung von Airbnb, Samara, die sich in die Beziehung zwischen Architektur und Gemeinschaftssinn vertieft. Die Erkenntnisse, wie auch die übrigen Vorteile des Projekts, sollen der Bevölkerung von Yoshino sowie der Airbnb-Gemeinschaft zugutekommen. Auf jeden Fall schlägt Samara zwei Fliegen mit einer Klappe: Gegenüber einem unfreundlichen Umfeld kann das Sharing-Unternehmen seine Werte neu bestätigen und zudem aufzeigen, dass seine Tätigkeiten im Bereich der Hotellerie sich auf vernachlässigte Nischen konzentriert. Zumindest legt Julian Trautwein, Sprecher von Airbnb in Deutschland, dies nahe. Eine Antwort an den Branchenverband HotellerieSuisse? Dieser wirft Airbnb direkte Konkurrenz vor, welche die Schweizer Hotelkrise verstärke. Laut Trautwein bildet das Angebot von Airbnb aber eine Ergänzung zum klassischen Hotelangebot. Allerdings lassen sich so nicht alle Zweifel ausräumen. Das „Yoshino Cedar House“ ist zwar im Besitz der Gemeinschaft, aber dieses Argument überzeugt nicht ganz, wenn man weiss, dass z. B. Hilton im Jahr 2013 nur 157 seiner 4041 Hotels besass – und es vorzog, die übrigen im Besitz Dritter zu belassen, um sich auf ihr blosses Management zu konzentrieren. Andere Kontrahenten von Airbnb hegen nun den Verdacht, dass sich das kalifornische Unternehmen mit planerischen Absichten im Immobilienbereich trägt, welche weitere Investoren auf den Plan rufen könnten. Diese halten sich schon heute nicht zurück, sondern bezeugen viel Vertrauen in die kommerziellen Leistungen von Airbnb. So haben sie 2016 zusätzliche 850 Millionen USD auf das kalifornische Unternehmen gesetzt, was Airbnb weltweit zum drittgrössten Online-Anbieter für Buchung und Vermietung von Unterkünften macht.

Buchung und Bezahlung über Instant-Messaging-Apps

 

Die Kauferfahrungen der Konsumenten stehen vermehrt im Zentrum des Interesses. So bemühen sich etwa die französische Eisenbahngesellschaft und ihre Abteilung für Reiselustige, Voyages-sncf.com, um einen Buchungsablauf, der ohne Website auskommt. Für den Kunden ist das angenehm, weil er nicht länger auf der riesigen Site des Unternehmens herumirren muss, wenn er doch eigentlich nur eine einzige Funktion sucht: Jetzt kann er seine Reise dank einem Add-in direkt buchen und erst noch automatisch in seine Outlook-Planung aufnehmen. Vom Ablauf her ist das ein Riesenvorteil. Die SNCF ist übrigens nicht die einzige Firma, die dem Kunden behilflich sein möchte. Auch für Icelandair sind die Wünsche des Kunden oberstes Gebot: Die isländische Fluggesellschaft setzt zu diesem Zweck auf die Dialog-Funktionen in den Sozialen Netzwerken und geht sogar noch einen Schritt weiter, indem sie den Usern ermöglicht, Flüge direkt über den Messaging-Dienst von Facebook zu buchen. Es ist kein Geheimnis, dass Messaging-Applikationen einen noch stärkeren Userzuwachs verzeichnen als die Sozialen Medien. Wie Icelandair gehen denn auch zahlreiche Marken dazu über, ihre Kundenkommunikation über Messaging-Dienste abzuwickeln. Obschon aber die Interaktion zwischen Marken und ihren Kunden via eine Messaging-App standardmässig in Echtzeit möglich ist, landen die Kunden schliesslich für die Bezahlung doch noch sehr oft auf der Website des Unternehmens. Doch auch hier sind grundlegende Veränderungen in Sicht. So bemühen sich die Banken in Singapur, einen Zahldienst via Facebook einzuführen, ohne dass mit der Kontonummer operiert werden muss. Die Schaffung einer solchen Zahlungsmöglichkeit lässt sich für Facebook strategisch gut vertreten, denn sie eröffnet neue Perspektiven für noch mehr Verkehr auf der Site, wenn die Interaktion zwischen Marken und Kunden hier vereinfacht ablaufen kann. Nicht zu vergessen das gesteigerte Aufkommen durch die gezielte Bewerbung der Kundschaft, denn Facebook ist und bleibt das von Beeinflussern bevorzugte Soziale Netzwerk. Im Bereich des Destinationsmarketings hat Schweden kürzlich erfolgreich auf eine weitere technische Möglichkeit gesetzt: Im Rahmen seiner Kampagne „Call a random Swede“ beantworteten 30’000 Personen aus der schwedischen Bevölkerung 182‘000 Anrufe aus 186 Ländern. Die gesamte Gesprächsdauer erreichte 367 Tage! Als Eigenheit dieser Promotionskampagne sei hervorgehoben, dass sie im 250. Jahr nach der Gesetzeseinführung zur Abschaffung der Zensur in Schweden erfolgte. Was für ein Erfolg für dieses Gedenkjahr!