Destinationen sind Lebensräume – Lebensräume sind Destinationen

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Wer bewegt sich in touristischen Destinationen? Welche Stakeholder treffen mit unterschiedlichen Bedürfnissen aufeinander? Was für Entwicklungen sind für ein angenehmes Miteinander zukunftsfähig?

«Regionen als vollintegrierte, ganzheitliche Lebensräume verstehen und steuern» anstatt in einzelnen Sektoren denken und Strategien entwickeln, die nicht miteinander verbunden sind - schreibt realizing progress. Als Kombination von «Lebensqualität für die Bevölkerung» und «Erlebniswert für Gäste» bezeichnet gast.at eine nachhaltige und integrative Destinationsentwicklung.

Anlässlich des 7. Tourismuscamp Schweiz wurde das ganzheitliche Thema Lebensraum im interaktiven Barcamp-Format von ganz unterschiedlichen Perspektiven betrachtet. Während zwei Tagen wurden Themenfelder diskutiert, welche die circa 30 Teilnehmenden aus unterschiedlichen Praxisfeldern in Deutschland, Österreich und der Schweiz bewegen.

Gäste, Einheimische, Zweitheimische – wer bin ich und wer will ich sein?

Insbesondere im Zusammenhang mit Bergdestinationen wurden die unterschiedlichen Rollen und Wünsche von Gästen und Einheimischen sowie von Zweitwohnungsbesitzenden während den Gesprächen beleuchtet. Können die drei verschiedenen Communities vereinheitlicht werden, um ein zukunftsfähigeres Miteinander zu fördern? Oder ist eine Vermischung von Interessensgruppen nicht nötig respektive nicht erwünscht, ja gar nicht möglich?

Unter Anbetracht des gemeinsam genutzten «Lebensraums» möchten sie alle in einer Destination Leben, Arbeiten und Zeit verbringen. Konflikte können entstehen, wenn sich nicht alle gleich inkludiert fühlen. Welche gemeinsamen Räume und Begegnungsorte können geschaffen werden, um die Bedürfnisse aller Beteiligten zu befriedigen?

Einheimische können ebenso eine Region als Gast erkunden oder Gäste an Aktivitäten für Einheimische teilnehmen. Der Grat ist somit klein und sollte durch Kommunikation nicht vertieft werden. Um die unterschiedlichen Interessensgruppen zusammenzubringen, wurden in Gesprächen Initiativen genannt, bei denen sich beispielsweise Gewerbe und Landwirtschaft austauschen. Ebenfalls können Initiativen oder Projekte den integrativen Austausch fördern und den gemeinsam genutzten Lebensraum in den Vordergrund stellen - anstatt die Unterschiede zwischen den Interessensgruppen zu bestärken.

Destinationsmanagementorganisation – welche Rolle haben sie zukünftig inne?

Kernkompetenzen einer Tourismusdestination werden auch in Zukunft erhalten bleiben. Gleichwohl kommen sicherlich weitere Aufgaben auf eine Destinationsmanagementorganisation zu. Nicht nur Gäste, die wenige Tage vor Ort sind, möchten im Lebensraum «Destination» angesprochen werden, sondern auch Einheimische, Zweitheimische oder Remote Worker, welche über eine längere Zeit in der Region sind. Das Zusammenspiel dieser verschiedenen Gruppen kann sowohl eine Herausforderung als auch eine Chance sein. Wird das Tourismusbüro zum Treffpunkt und Ort zum Austausch, bietet es Pick-Up-Dienste für lokale Einkäufe oder eine Kinderbetreuung an?

Eine DMO kann in vielen Situationen als Bindeglied agieren, sei es zwischen Akteuren innerhalb und ausserhalb der Destination, sei es als Bindeglied zwischen Forschung, Hochschulen und Leistungsträgern. Als Erfolgsfaktor für eine Entwicklung unter Anbetracht aller Interessensgruppen nennt gast.ch das gemeinsame Finden einer Identität einer Region, welche sich in einer gemeinsamen Zukunftsvision widerspiegeln kann. Harald Pechlaner erwähnt in seinem Artikel zu Destination und Lebensraum das «Destination Design» mit welchem durch neuere Perspektiven und Ansätze die Destination als Ganzes in Strategieprozesse und -diskussionen einbezogen wird.

Tourismus findet nicht in einer abgegrenzten «Ferienwelt» statt, sondern in dynamischen Räumen, welche von ganz unterschiedlichen Personen und Gruppen genutzt und gestaltet werden. Diverse Möglichkeiten – von partizipativen Ansätzen, über Co-Creation hin zu Arbeitsmodellgestaltungen – können zu einer nachhaltigen Entwicklung einer Destination beitragen.

 

Fotos:

Titelbild Lebensraum Map (c) CC-BY 2.0 Realizing Progress

Foto Tourismuscamp (c) gutundgut

 

Quellen:

Bayerisches Zentrum für Tourismus. «Destination und Lebensraum: Perspektiven touristischer Entwicklung». Abgerufen am 29. Juni 2022

gast.at. «Weg vom Tourismus, hin zum Lebensraum!». 7. April 2022

Realizing Progress. «Lebensraum—Von Utopien, Zukünften und der Suche nach Glück». 31. August 2021